7.7.2013 - David C. Jonies (Generalanzeiger Bonn)
St. Joseph
David C. Jonies an der Orgel
Von Guido Krawinkel
BONN. Es war vielleicht das letzte Konzert, das David C. Jonies an der Oberlinger-Orgel von St. Joseph spielte - zumindest am alten Spieltisch. Denn nach der Sommerpause soll aller Voraussicht nach mit dem Konzert des Weltklasse-Organisten Wayne Marshall am 6. Oktober der neue Konzertspieltisch eingeweiht werden, der derzeit von dem Orgelbauer Thomas Gaida im Saarland gefertigt wird.
Dann wird man den Organisten live beim Spielen im Kirchenschiff zusehen können, und die derzeit vor dem Altar aufgebaute Leinwand wird wohl überflüssig. David C. Jonies indes, im bayerischen Deggendorf geboren und derzeit an der Holy-Name-Cathedral in Chicago wirkend, musste noch mit alten Emporenspieltisch Vorlieb nehmen. Sein Programm hatte einen amerikanischen Einschlag, denn mit Werken von Georges Shearing und Leo Sowerby bewegte er sich weit abseits des üblicherweise gespielten Repertoires.
Begonnen hatte Jonies konventionell mit Johann Sebastian Bachs Toccata, Adagio und Fuge C-Dur (BWV 564). Flott und schnörkellos nahm er die Toccata, beschwingt das Adagio und flott die Fuge bis zum leichtfüßig dahingetupften Schluss. Makellos. Sehr gelungen auch ein Tiento von Juan Cabanilles, das Jonies nicht nur überraschend mit den Streichern des Schwellwerks registrierte, sondern den Gegensatz von polyphoner Begleitung und "quirliger" Oberstimme auch sehr schlüssig gestaltete.
Mit der Fantaisie Es-Dur von Camille Saint-Saëns bewegte Jonies sich auf stilistisch auf dieser Orgel gewohnterem Terrain. Die feinen Klangschattierungen des ersten Teils und die langen melodischen Bögen im nachfolgenden fugierten Teil kamen hier bestens zur Geltung.
Harmonisch überaus reizvoll waren drei Stücke aus den "Sacred Sounds" von Georges Shearing. Hier lotete er das klangliche Potenzial der Orgel in vielen Facetten aus und servierte diese gefällige Musik mit einer gehörigen Portion Spielwitz. Eher der Techniker war in Leo Sowerbys Toccata gefragt, einem rastlosen, motorisch ziemlich wuseligen Stück, das er genauso souverän absolvierte, wie er Sowerbys "Requiescat in pace" mit spannungsvollen langen Spannungsbögen gestaltete.
Artikel vom 09.07.2013