6. September 1998 - Jane Parker Smith, Großbritanien
Einen Ausflug über die nördliche Landesgrenze machte der Kultursommer Rheinland-Pfalz mit einem Abstecher in die St.Joseph-Kirche in Beuel. Im Rahmen der 7. Internationalen Orgelfestwochen nahm Jane Parker-Smith am Spieltisch der Oberlinger-Orgel Platz, die ihr durch zahlreiche Gastspiele in den vergangenen Jahren sehr vertraut ist. Das Programm bot der Engländering reichlich Gelegenheit, die Klangvielfalt des Instruments und zugleich ihre erstaunliche Vielseitigkeit als Interpretin unter Beweis zu stellen. Dem rhythmisch sehr bewegten Auftakt mit Antonio Vivaldis Concerto D-Dur, das in einer Transkription von Jean Guillou zu hören war, und von einem reichhaltigen, in hohem Tempo vorgetragenen Passagenwerk beherrscht wurde, folgten die eher dunklen Klänge der Phantasie in A-Dur von Cesar Franck. Der schwebende Klangfluß der Franck-Phantasie mündete in einer strahlenden Schluß-Apotheose, die der am Londoner Trinity College of Music lehrenden Organistin reichlich Gelegenheit gab, ihr Faible für wuchtige und kraftvolle Klangmassen zu demonstrieren. Im klassizistischen Stil folgte die Fantasie und Fuge in G-Dur von Sir Hubert Parry, einer Musik, die von Jane Parker-Smith in einer ebensolchen Manier, mit sehr viel Sinn für ausgewogene Klangbalance interpretiert wurde. Kontrastreich ging es weiter mit den "Funerailles" von Franz Liszt, die in einer Transkription von Nicolas Kynaston - dem wichtigsten Lehrer der Organistin - zu hören war. In seiner Klangvielfalt und der abwechslungsreichen musikalischen Anlage war es das zentrale Werk des Konzerts. Tiefe, grummelnde Bässe und der nasale Singsang von Fanfaren läuteten einen wechselvollen Klangreigen ein, in dessen Verlauf die mir stupender Virtuosität begabte Engländerin alle Register der klanglichen und dynamischen Möglichkeiten des Instruments zog. Geradezu besänftigend schloß das Programm des Orgelabends mit dem sanften Fluß der weichen Klänge der Prelude, Adagio und Variationen über "Veni creator" von Maurice Durufle ab. (Bonner General-Anzeiger, Robert Fontani) |