6. Februar 2000 - Johannes Geffert, Köln
Frühlingssturm im Kirchenraum Bachs Orgelwerk ist ein farbiges Abbild des Universums, und wo man hinhört, rührt es an. Johannes Geffert tat in der Beueler Kirche St. Joseph jetzt den zweiten Schritt in diese Welt. Im Mittelpunkt standen fünf Choralvorspiele, zum täglichen Brot des Organisten gehörend. Geffert gestaltete die Minlaturen auf der Basis verschiedenartiger Stimmungen, streng und dennoch keinesfalls frei von Emotionen: Köstlich die in der Registratur kontrastierende Gegenfigur zur Melodie "Herr Gott, nun schleuß den Himmel auf". Canonische Veränderungen über "Vom Himmel hoch" begründeten die Freude, das Wohlbekannte in verschiedenen Gewändern wahrzunehmen, manchmal auch so raffiniert verkleidet, dass man seine Wiederkehr nicht sofort bemerkte. In schöner und schlichter Beschaulichkeit kam der Cantus firmus daher und wurde farbenfreudig variiert. Und die Partita über "Christ, du bist der helle Tag", vermutlich für den häuslichen Gebrauch komponiert, präsentierte sich als buntes Bild der Möglichkeiten intimer Erbauung. Ein Präludium (G-Dur, BWV 568) eröffnete das Programm, fegte in sinnenfreudiger Registrierung wie ein Frühlingssturm durch den Kirchenraum, festlich inszeniert. Ein paar Freiheiten erlaubte sich der Spieler, sodass das Ganze auch ein wenig improvisiert wirkte. Die Phantasie (G-Dur, BWV 572) jubelte in den höchsten Tönen, verfiel mit vollem Werk in ein gravitätisches Schreiten -auch hier wehte ein wenig die Luft des Chorals - um zur Leichtigkeit des Anfangs zurückzukehren, durch die Pedalbehandiung freilich in eine kompakte Finalwirkung geführt. Die kanonartige Verarbeitung eines Motivs in der Phantasie (c-Moll, BWV 562) wurde in einheitlicher Stimmung geformt, und mit der einzigen Fuge des Abends setzte Johannes Geffert einen machtvollen Schlusspunkt. Herzlicher Beifall. (Norbert Stich) |