6. Dezember 1998 - Rudolf Innig, Deutschland
Messiaen-Zyklus: Ein Ersatzmann sorgt fürs glanzvolle Finale
Wieder einmal wurde Hans Peter Reiners, Organist an St. Joseph in Beuel, vom Pech verfolgt und hatte doch Glück in letzter Minute. Denn nachdem Olivier Latry erneut aus gesundheitlichen Gründen absagen mußte, konnte Reiners kurzfristig den ausgewiesenen Messiaen-Spezialisten Rudolf Innig engagieren. Das abschließende Konzert der Messiaen-Reihe in St. Joseph war also trotzdem in besten Händen. Auf dem Programm stand das letzte große Orgelwerk Messiaens, das 1984 im Auftrag der amerikanischen Organistenvereinigung AGO komponierte Livre du Saint Sacrament, das Innig gerade erst auf CD eiingespielt hat. Neues oder gar Aufregendes erfährt man in dem zweistündigen Opus Magnum Messiaens freilich nicht mehr, es ist eher ein Zitatensammelsurium seiner Entwicklungsstationen.
Rudolf Innig hatte sich in der kurzen Vorbereitungszeit hervorragend auf die Orgel in St. Joseph eingestellt. Das nicht nur konditionell sehr anstrengende Werk präsentierte er mit einer technischen Souveränität und Detailversessenheit, die den Messiaen-Spezialisten offenbar werden läßt. Gelegentlich neigte er allenfalls dazu, sich in bester Virtuosenmanier selbst zu zelebrieren. Doch hat Innig auch die Fähigkeit, in die Noten regelrecht hineinzukriechen und Momente höchster Intensität zu schaffen.
(Bonner General-Anzeiger, Guido Krawinkel)