5. Dezember 1999 - Denis Comtet, Paris
Denis Comtet vertrat in St. Joseph Jane Parker-Smith Jane Parker-Smith, die eigentlich den Abend gestalten sollte, konnte wegen Krankeit nicht kommen. An ihrer Stelle spielte Denis Comtet, Titularorganist an St. Francois-Xavier in Paris, und niemand wird sagen dürfen, dies sei nur ein Ersatz gewesen. Wie viele französische Organisten erwies er zunächst dem deutschen Publikum seine Referenz mit Musik von J.S.Bach. Die Transparenz der Fantasie zur Fuge (c-Moll, BWV 537) nahm durch die sanfte Emotion des Zugangs keinen Schaden. Eher trocken wirkte im Kontrast dazu die Fuge. Das Choralvorspiel "Schmücke dich, o liebe Seele" (BWV 654) geriet durch die Verzierungskunst zum Abbild schweifender Meditation. "Nun komm der Heiden Heiland" (BWV 661) gab Anlass zu virtuoser Entfaltung. Und dann erfolgte der Griff in die Schatztruhe der französischen Orgelmusik dieses Jahrhunderts. Wenngleich zunächst keine geistliche Musik erklang, war doch allenthalben der Hang zum Mystischen spürbar. Die Trauermusik "Deuil" von Jehan Alain wuchs nach verschleiertem Beginn zu mächtigem Brausen an, um über eine Flöten-Girlande wieder zu versinken. Besonders hervorzuheben wären auch Louis Viernes behende gefingertes Impromptu und das im Glockenspiel von Longpont orientierte Carillon, ein rastloses Stück mit südländischem Temperament sowie Comtets eigene Improvisations über "O Heiland, reiß' die Himmel auf", kunstvoll und abwechslungsreich. Zum Schluß noch einmal Bach: das famose Vorspiel "Wachet auf, ruft uns die Stimme". (Norbert Stich) |