Ein Musiker mit brillanter Technik, aber brav im Ausdruck
Das erste Orgelkonzert des neuen Jahres in St. Joseph spielte Ansgar Wallenhorst, Organist an St.Peter und Paul in Ratingen. Sein Programm war am Kirchenjahr orientiert und bot vorwiegend weihnachtliche Töne, war aber auch schon im Hinblick auf das anstehende Dreikönigsfest gestaltet.
Wallenhorst verfügt über eine fabelhafte Technik, die ihn mit einer subtilen Geschmeidigkeit über die Manuale und das Pedal gleiten ließ. Beim Spielen bewegte er sich kaum, steckte die ganze Energie vielmehr in eine möglichst effiziente Kontrolle seiner Bewegungsabläufe. Der Gewinn an Genauigkeit war enorm, der Verlust an Unmittelbarkeit allerdings auch, denn bei aller Brillanz und Perfektion blieb der Ausdruck zuweilen auf der Strecke. So etwa mit einem Noel Louis Claude Daquins, das zwar unglaublich akkurat aber auch etwas brav und ohne Schwung gelang. Sehr entgegen kamen Wallenhorst da schon Stücke mit einer fast aphoritischen Struktur, wie etwa Naji Hakims dreisätziges Werk Canticum oder die Musik zu Ephiphanie von Ruth Zechlin.
Daß er es auch anders kann, zeigte Wallenhorst in der Pastoral César Francks, die er sehr ausdrucksvoll interpretierte - vor allem im drängenden Mittelteil mit seinen unnachgiebig klopfenden Rhythmen - oder in zwei Stücken aus dem Offizium zu Ephiphanie aus L'orgue Mystique von Charles Tournemire, wo er sich vom flexiblen Duktus der gregorianischen Melodievorlage leiten ließ. Seine abschließende Improvisation über weihnachtliche Themen wirkte dagegen ein wenig zerfahren: Eine virtuose Mischung aus ingeniösen Einfällen und organistischem Handwerk, dem der formale Überbau ebenso wie eine prägnante Aussage leider fehlte.
(Bonner General-Anzeiger, Guido Krawinkel)
Der Organist Ansgar Wallenhorst spielte auf der Oberlinger-Orgel in St. Joseph
Dahinhuschende Klänge
Das erste Konzert im neuen Jahr an der großen Oberlinger Orgel in Beuels St. Josef spielte Sonntag abend Ansgar Wallenhorst, Organist an St. Peter und Paul in Ratingen. Der 31jährige, Schüler von Günther Kaunziger in Würzburg, gilt als Improvisationsbegabung, wobei sich dem Talent auch die Neigung zur Improvisation glücklich dazugesellt.
In Studien u.a. bei Olivier Latry in Paris, der selbst auch häufig, zuletzt mit seinem großen Messiaen-Zyklus, an der Oberlinger-Orgel bei Hans Peter Reiners zu Gast ist, hat er das vervollkommnet. So zählte dann Wallenhorsts Improvisation am Ende über drei Themen (möglicherweise standen zwei im Verhältnis der Umkehrung zueinander) auch zu den besonders starken Eindrücken seines Beueler Konzertes.
Erstaunen konnte jedenfalls der Einfallsreichtum in Wallenhorsts Ausführungen. Energische akkordische Akzente wechselten mit füchtigen, dahinhuschenden Klangerscheinungen oder choralartigen Gestalten. Das Ganze war getragen von schöner gestalterischer Fähigkeit und fand sich in feinem Zusammenfügen der Teile zum eindruckvollen Schlußaufschwung.
Dahingeführt aber hatte bereits ein Programm, das mit einem Noel von Louis Claude Daquin Weihnachten ausklingen ließ und in viellerlei Anklängen zum Fest Epiphanias hinüberleitete. Kontapunktisch erfuhr man dabei das Nebeneinander von Charles Tournemires "Epiphania Domini" aus der Reihe "Orgue mystique" und die zeitgenössische "Musik zur Epiphanie" von Ruth Zechlin, ganz in ihrem späten aufgelockerten Komponierduktus.
Noch im Programm: Ein "Canticum" überschriebenes Stück von Nakji Hakim (geb. 1955) und César Francks Schumannn-nahes "Pastorale".
(Bonner Rundschau)