25.5.2014 - Pierre Mea (Generalanzeiger Bonn)
Diener des Komponisten
Französischer Organist Pierre Mea in St. Joseph
Von Guido Krawinkel
BONN. Eine musikalische Wohltat ohne jede Einschränkung, so könnte man das Konzert von Pierre Mea an der Oberlinger-Orgel von St. Joseph überschreiben.
Der Titularorganist der Kathedrale in Reims eröffnete das 66. Orgeltriduum mit einer ganz und gar formidablen Darbietung des ersten Chorals von Cäsar Franck: Gänzlich uneitel und nur die Musik in den Vordergrund stellend, versuchte Mea nicht, das Stück durch interpretatorische Extravaganzen auf zupeppen, sondern ließ die Musik für sich sprechen. Hier verstand sich der Interpret wirklich als Diener des Komponisten und nutzte die Musik nicht als Medium für die Zurschaustellung individueller Extravaganzen.
Mehr braucht diese Musik auch nicht, genauso wie der Zyklus „L'Ascension“ von Olivier Messiaen. Die majestätischmystische Ruhe, die fein ziselierten Halleluja-Rufe oder die wuchtig-feurigen Freudenausbrüche des zu Gott aufsteigenden Christus kamen in Meas werkgetreuer Interpretation in geradezu mustergültiger Art und Weise zur Geltung, ebenso wie die dramatische Wucht und bizarre Atmosphäre in zwei Fantaisies von Jehan Alain.
Bestach die Première Fantaisie noch durch eine urwüchsige, ja stellenweise geradezu animalische Kraft, brachte Mea die bizarre Atmosphäre der Deuxime Fantaisie mit ihrem in zartester Versunkenheit vergehenden Schluss optimal zur Geltung. Auch der Choral varih sur le Veni Creator von Maurice Durufh" war ein Beispiel für die musikalischer Demut, die Mea walten ließ: Man spiele nur das, was in den Noten steht, und das möglichst schön. Das tat Mea wirklich hervorragend.
Artikel vom 27.05.2014