18. November 1998 - Erwan La Prado, Frankreich
Erwan le Prado in St. Joseph Mit 14 war er der jüngste jemals am Pariser Conservatoire aufgenommene Student, mit 17 machte er sein Abschlußexamen, jetzt ist er gerade einmal 20 Jahre alt und Organist an der Abteikirche St. Etienne in Caen. Die Rede ist von Erwan le Prado, der das zweite Konzert im Rahmen des 35. Bonner Orgeltriduums in St. Joseph spielte. Ein Youngster im wahrsten Sinne des Wortes und doch einer, der mitunter fast so spielt, als hätte er die Reife eines alten Hasen. Le Prado hatte ein relativ unproblematisches Programm zusammengestellt, das mit Werken von Francois Couperin, Dietrich Buxtehude und J.S.Bach einen besonderen Schwerpunkt im Barock hatte. Couperins „Offertoire sur les Grande Jeux“ aus der „Messe à l’usage des paroisses“ spielte er inklusive einiger zum Teil ungewöhnlicher Verzierungen und agogischer Feinsinnigkeiten, die dem ganzen eine durchaus subjektive Note gaben, ausgesprochen souverän. Überzeugender drückte er etwa Bachs Choralvorspiel „an Wasserflüssen Babylon“ (BWV 653) seinen persönlichen Stempel auf, indem er die Musik ruhig in sich schwingen ließ. Wozu auch die stringenten Tempi beitrugen. Ganz dem nordischen stylus phantasticus verpflichtet gestaltete er Bachs Toccata E-Dur (BWV 566) und Buxtehudes Toccata d-moll, deren Ähnlichkeit in dieser Gegenüberstellung ebenso wie in le Prados historisch fundierter Interpretation deutlich zu Tage traten. Ein wenig unglücklich schien stellenweise die Registrierung von zwei Werken Jehan Alains (Aria und Intermezzo). Hier brachte le Prado die Orgel einfach nicht zum Klingen und gab auch die vertrackte Rhythmik nicht immer sehr exakt wieder. Die als Zugabe mit Verve gespielten Litanies hinterließen diesbezüglich einen wesentlich fertigeren und ausgereifteren Eindruck. Auch bei Charles Tournemires Improvisation über „Victimae paschali laudes“ schöpfte le Prado aus dem Vollem. (Bonner General-Anzeiger, Guido Krawinkel) |