16. Mai 1999 - Pascal Reber, Straßburg
Wenn die Tasten tanzen lernen Beim letzten Konzert des 36. Orgeltriduums in St. Joseph ließ Pascal Reber, Titularorganist von St. Etienne in Mulhouse und gleichzeitig Organist am Straßburger Münster, förmlich die Tasten tanzen. Er verfügt zweifelsohne über eine beeindruckende Fingerfertigkeit und ausgereifte Technik, dir ihn die dicken Brocken des sinfonischen Repertoires mühelos bewältigen läßt. So etwa die dritte Sinfonie in fis-moll von Louis Vierne, die Reber mit großer Souveränität spielte. Der erste, mit donnernder Gewalt aufbrausende Satz wurde effektvoll eröffnet, das Intermezzo geriet sehr zackig und hatte Schneid, das motorische Finale schließlich wurde zur fulminanten Tour de force. Blendender Fingerzauber mithin, der seine Wirkung nicht verfehlte, der alleine aber zuweilen auch leichte Ermüdungserscheinungen hervorrief. Rebers zumeist ohne großen agogischen Ballast beschwertes Spiel erwies sich als sehr robust und direkt; was oft fehlte, war jedoch das gewisse Raffinement, das Gefühl für die Musik zwischen den Noten. Stücke wie das Scherzo von Maurice Duruflé mit ihrer stark technisch ausgerichteten Faktur kamen ihm da sehr gelegen, hier konnte er seine Technik und Geschicklichkeit beweisen. Akkurat und bliztsauber meisterte er auch dieses Werk, allenfalls im Pedal schleppte er manchmal ein wenig. Nichtsdestoweniger: Respekt vor einer hochvirtuosen Leistung. Mit einem Triptyque stellte sich Pascal Reber auch als Interpret in eigener Sache vor. Die Namen der drei Sätze (Combat spirituel, Intériorité, Actions de grace) verreiten schon die spirituelle Grundlage des Werkes, dessen musikalischer Gehalt jedoch nicht ebenso leicht zu entschlüsseln war. Allzu sperrig und klanglich sehr massiv wirkte da vieles, harte kompositorische Kost also, die aber sicherlich höchte dankbare Aufgabe für den Organisten darstellt. Dieser Eindruck wurde von einer abschließenden Improvisation über Viri Galiläi, den Introitus des Himmelfahrtsfestes, bestätigt. Das Themo wurde kunstfertig, aber ohne größere Überraschungen durchgeführt, musikalische Durststrecken mit routiniertem Handwerk überspielt. (Guido Krawinkel) |