14. November 1999 - Nicolas Pien, Rouen
Spielerische Brillanz Nicolas Pien, Titularorganist an St. Godard in Rouen, eröffnete das 37. Orgeltriduum in St. Joseph mit einem rein französischen Programm. Er zeigte sich als technisch untadeliger Interpret, der sein Instrument meisterhaft beherrscht und beim Spielen kaum eine äußere Regung zeigt. Letzteres schlug sich ofauch in den Interpretationen nieder. Etwa beim Pièce héroique von César Franck, das in Piens zackiger Interpretation zugleich etwas steif wirkte. Wie ausgewechselt stattdessen die Fantaisie A-Dur desselben Komponisten. Hier entfaltete Pien auf einmal agogisches Feingefühl. Zuweilen wandelte er auch die Registrierung in dem Bemühen ab, sie auf die Orgel von St. Joseph besser anzupassen, was abermit durchaus wechselndem Erfolg gelang. Besonders im Pièce héroique und der Fantaisie A-Dur führte dies mitunter zu bizarren Lösungen. Zwei Stücke von Nicolas de Grigny vermochten durch inkonsequente Tempi und im Falle des Offertoire sur les Grand Jeux durch eine Registrierung , die stellenweise nur noch entfernt an das im Sinne der altfranzösischen Registrierpraxis klassische Grand Jeux erinnerte, weniger zu überzeugen. Beider zweiten Symphonie von Louis Vierne legte Pien gelegentlich ein etwas manieriert wirkendes Spiel an den Tag, konnte aber durch spielerische Brillanz und einen schwungvollen, zupackenden Gestus überzeugen. Ein insgesamt durchwachsener Auftakt des 37. Orgeltriduums also, das heute Abend mit einem Konzert des Pariser Organisten Olivier Houette fortgesetzt wird. (Guido Krahwinkel) |