1. August 1999 - Johannes Geffert, Köln
Es war, als hätte der Himmel die Erde geküßt
Ein leichtes Lüftchen ließ Johannes Geffert, Professor an der Kölner Musikhochschule und den Bonnern noch als langjähriger Organist der Kreuzkiche in Erinnerung, bei seinem Konzert in St. Joseph wehen. Sein Programm war überwiegend lieblichen und zauberhaften Tönen vorbehalten, unterhaltsame Kost also, die dazu angetan war, einen erfrischenden Kontrapunkt zu den drückenden Temperaturen zu setzen.
Mit "Elfes" von Joseph Bonnet etwa, einem virtuosen Stück, das die Leichtigkeit dieser Märchengestalten in flirrende Töne fasste. Geffert gab dieser Flüchtigkeit einen bezaubernden Ausdruck und ließ das dichte Figurenwerk üppig wuchern. Die verträumte Stimmung von Louis Viernes "Clair de lune" aus den Pièces de Fantasie fing der demgegenüber sehr empfindsam und sensibel ein. Ein eigenes Werk - "Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküßt" - im Untertitel als Nach(t)klänge zu Schumanns Eichendorff-Vertonung identifiziert, passte gut in diesen Kontext. Es war gewissermaßen eine schwebende Musik, die Geffert das geschaffen hat, die pulsiert, verzückt, und den Hörer mit dem relativ überraschenden Ende nach dem Auftauchen und Verschwinden einer gewaltigen Vision verträumt zurücklässt. Gegenüber dieser lichten Musik musste Max Regers erste Sonate op. 33 fast unwillkürlich wie ein dicker Brocken anmuten. Gewaltige Akkordballungen, ein stürmischer Impetus und harmonische Achterbahnfahrten bedeuten für Interpreten wie Hörer ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Johannes Geffert hatte dies technisch und musikalisch alles hervorragend im Griff, auch wenn die Registrierung zuweilen ein wnig zu mulmig klang. Reger auf der französisch disponierten Orgel von St. Joseph zu spielen, kann mitunter heikel sein, besonders die fetten Zungenstimmen sind hier mit einiger Vorsicht zu genießen.
Mit zwei das Konzertprogramm rahmenden Orchestertranskriptionen zeigte sich Geffert von seiner besten Seite. Er selbst hatte die Ouvertüre zum Sommernachtstraum von Felix Mendelssohn Bartholdy für sein Instrument bearbeitet und entfaltete hier einen bunten Sommerreigen, der dank einer äußerst farbigen Registrierung und Gefferts blitzsauberem Spiel rundum gelungen war. Zum Abschluß gab's dann in Form von einer Bearbeitung Edwin Lemares aus Engelbert Humperdincks Oper Hänsel und Gretel ein nettes Betthupferl: "Abends, wenn ich schlafen geh", was nicht besser hätte passen können und wieder einmal Gefferts glückliche Hand für eine ausgewogene und inhaltlich wohlbedachte Programmgestaltung bewies.
(Guido Krawinkel)