05.10.2020 Nummer sieben erklingt doch
Nummer sieben erklingt doch
Johannes Quack feiert Louis Vierne in St. Joseph
von Guido Krawinkel
Sechs Symphonien für Orgel hat Louis Vierne geschrieben. Eine siebte war in Arbeit als der Titularorganist der Pariser Kathedrale Notre-Dame 1937 während eines Konzertes an "seiner" Cavaillé-Coll-Orgel starb. Geboren wurde Vierne 1870, vor 150 Jahren. Grund genug also, sich trotzdem Viernes siebter Orgelsymphonie zu widmen.
Das Fragment hat der österreichische Organist Thomas Schmögner zwar nicht vollendet, aber mit seiner Bearbeitung von Viernes Symphonie in a-Moll op. 24, einer einzigen Symphonie für Orchester, veritablen Ersatz für die Siebte gefunden.
Beim ersten Konzert nach der Corona-Pause in der Beueler Kirche St. Joseph widmete sich Johannes Quack, Organist an der Kölner Antoniterkirche, diesem gut dreiviertelstündigem Riesenopus, das zeitlich und stilistisch genau zwischen Viernes noch eher klassisch orientierter zweiter und seiner dritten Orgelsymphonie angesiedelt ist, in der sich vor allem die zunehmende Chromatisierung der Harmonik Viernes bemerkbar macht.
César Franck lässt grüßen
Auch hinsichtlich ihrer Melodik und der Art ihrer Themenverarbeitung zeigt sich die Symphonie in a-Moll eindeutig als Kind ihrer Zeit. Selbst César Franck, Urvater der französischen Orgelsymphonie, lässt hier und da noch grüßen.
Johannes Quack, der zuvor mit dem Concerto d-Moll (BWV 596) von Johann Sebastian Bach - einer weiteren Bearbeitung, diesmal nach Vivaldi - für einen schwungvollen Auftakt gesorgt hatte, widmete sich Viernes Symphonie mit der gebotenen Grandeur. Während der raumgreifende Kopfsatz und das elegische Lamento vor allem von den schweren Schicksalsschlägen gezeichnet schienen, mit denen Vierne während seines Lebens immer wieder konfrontiert wurde, herrscht im quirligen Scherzo und dem energischen Finale ein zuversichtlicherer Ton vor.
Quack realisierte die symphonische Partitur mit ebensolchem Gestus, zeichnete in stilsicherer Weise den Gestus der Orgelsymphonien nach und wies der a-Moll-Symphonie damit ihren neuen Platz in der Reihe der Symphonien Viernes zu. Ein musikalischer Gewinn, in jeder Honsicht.
Aus dem Generalanzeiger