Jean Guillou
Jean Guillou gilt als einer der hervorragenden Musiker unserer Zeit. Nicht nur wird er zu den führenden Interpreten von Orgelliteratur des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart gezählt - er hat auch als Komponist Bedeutung. Zu seinen veröffentlichten Werken gehören sowohl Symphonien, Klavier- und Orgelkonzerte als auch Kammermusik und Orgelstücke. Außerdem bereichert Guillou das Repertoire der Orgel durch eine Reihe ungewöhnlicher Transkriptionen von Orchesterwerken. Die Fülle seines Ideenreichtums läßt sich an der Vielfalt seiner kompositorischen Produktion ablesen; er schrieb für das Theater und für eine Reihe von Pantomimen Marcel Marceau.
Jean Guillou, einer der letzten großen Vertreter der Improvisationskunst, hat auch als Pianist Beifall gefunden; er spielte in den Uraufführungen seiner eigenen Klavierkonzerte und führte in England und Frankreich erstmals wieder ein inzwischen vergessenes romantisches Meisterwerk wieder auf: die Klaviersonate von Julius Reubke. Mit der Veröffentlichung seines Buches "Die Orgel: Erinnerung und Vision" tritt er wegweisend auf dem Gebiet der Organologie auf.
Obwohl er in der bedeutenden Tradition der französischen Organisten (und gleichzeitig auch Komponisten) steht, die durch seinen Lehrer Marcel Dupré verkörpert wird, ist Guillou doch eine ganz eigene musikalische Persönlichkeit. Mit seiner enormen Virtuosität und sehr persönlichen Auffassungen von Registrierung und Rhythmus ist er ein hingebungsvoller Interpret Bachs. 1985 führte er dessen gesamtes Orgelwerk siebenmal auf. Mehr als 30 Schallplatten spielte Jean Guillou ein. Er gewann den "Grand Prix du Disque Liszt", den "International Performer of the Year Award" und den "French Grand Prix du Disque". Seit 1963 ist er Titularorganist an St. Eustache in Paris.